homo loquax
Homo loquax,
der geschwätzige Mensch, oder, falls ich da noch nicht mit meinem Latein am Ende bin, homo loquiens (?) - der redende Mensch. Weniges scheint mir für den Mensch der Gegenwart so kennzeichnend wie das viele reden. Der Mensch, glaube ich, redet nämlich taftäglich viel mehr, als zur Klärung von Sachverhalten, zur Lösung von Problemen und Meinungsverschiedenheiten und zur Koordinierung von planvollen Handlungen notwendig wäre.
Es gibt viel fragwürdige Motivation fürs Reden: die selbstgefällige Spiegelung, das sich Festhalten an irgendeinem Standpunkt, die Flucht vor dem, was ist, in das, was man sagt, das sich Hineinsteigern in beliebige Aufregungen und Emotionen, das sich Herablassen von der höheren Warte dessen, der den Überblick hat und Menschen und Dinge, Szenerien und Meinungen bewertet.
Warum fällt erwachsenen Mesnchen, wenn sie gesellig zusammenkommen, selten etwas anderes ein, als zu reden? Warum sind wir so arm an anderen Möglichkeiten der Kommunikation und kommen kaum auf die Idee, das oft so schleppende, belanglose, selbstgefällige, witzlose Gerede zu vermeiden und zu ersetzen durch Tanzen, Musizieren, Theater spielen, körperlich sein?